Titelbild zum Blogbeitrag Will ich mir diesen Schuh anziehen

Diskriminierung, Rassismus und das ewige Diskutieren

Im Moment verbringe ich viel Zeit mit Social Media. Überwiegend zum Diskutieren. Dabei ist das auch wirklich immer wieder anstrengend und mühsam.

Gefühlt passiert aber gerade auch so viel!

Sei es der „Pinky Gloves“ Skandal, kulturelle Aneignung oder immer mal wieder die unterschiedlichsten Diversitätsgeschichten.

Und glaube mir, ich möchte es gerne verstehen und richtig machen.

Doch in letzter Zeit beschleicht mich immer mehr das Gefühl, dass es eigentlich egal ist was ich mache – für irgendjemanden ist es immer falsch.

Das frustriert.

Und bringt mich zu der Frage:

Will ich mir diesen Schuh eigentlich anziehen?!

 

Säumen wir das Pferd doch mal von hinten auf.

 

Der Pinky Gloves Skandal

 

Von jetzt auf gleich gab es in meiner Social Media Bubble kein anderes Thema mehr. Zwei junge cis Männer (ich musste ja erst mal googlen was jetzt genau ein cis Mann ist. Deshalb für dich als kleine Info, falls es dir auch so geht: Als cis Mann bezeichnet man jemanden, der mit Geburt dem männlichen Geschlecht zugeordnet wurde und der sich auch in diesem Bereich zugehörig fühlt.) erfinden ein Periodenprodukt.

Die Begründung dazu lautet, dass man aus der eigenen WG Zeit noch weiß wie schwierig bzw. unangenehm es war wenn Tampons oder Binden im Mülleimer lagen und dann riechen. Oder man das im Eimer sehen muss.

Die Lösung? Man(n) erfindet einen pinken (!) Handschuh, mit dem Frau „sauber und diskret“ ihren Tampon entnehmen und dann einrollen und zukleben kann.

Jetzt könnte man also einfach denken: „So what?!“

Ja, zumindest habe ich mir das gedacht. Erstmal habe ich davon ja überhaupt erst mitbekommen, weil das ganze Internet sich darüber aufgeregt hat. Wie dreist, unreif und absolut rückständig das doch von den Männern wäre sowas zu erfinden. Überhaupt sollten sie doch erstmal begreifen, dass die Menstruatin etwas ganz natürliches ist! Und grundsätzlich hat ein Mann wohl kein Recht darauf etwas zu erfinden für Frauen.

So machte es den Anschein.

So schlecht ist das doch gar nicht!

 

Nachdem ich ein bisschen dazu recherchiert habe fand ich das Produkt gar nicht mehr sooo blöd. Gut, ich persönlich würde es wohl nicht nutzen und ich finde es für den täglichen Gebrauch auch nicht notwendig. ABER! Nur weil ich persönlich kein Problem mit Periode oder Menstruation habe heißt das nicht, dass es allen anderen Frauen, bzw, allen menstruierenden Menschen,  auch so geht.

Für ein Festival, bei dem die nächste Waschstation meilenweit vom Dixieklo entfernt ist, ist es vielleicht ganz sinnvoll eben nicht mit den „seit 3 Tagen dreckigen“ Fingern in sich rumzupulen und dann den Tampon irgendwie übers ganze Gelände zu tragen.

Warum also bitte lässt man das nicht einfach den Markt selbst regeln?!

Warum glauben jetzt Frauen nur ihre Wahrheit ist die einzig Richtige?

Warum sprechen wir es anderen Frauen ab sich vielleicht doch zu ekeln vor dem eigenen Blut?

Nur weil ich es okay finde heißt das noch lange nicht, dass ich das gut finde oder mich mit dem Blut bemale oder es auf Instagram zur Schau stelle. Mit anderen Körperausscheidungen mache ich das auch nicht. Und auch diese sind durchaus wichtig und normal…

Ich muss mir diesen Schuh nicht anziehen! Wenn ich das Produkt blöd finde kaufe ich es einfach nicht. Wenn ich kein Steak mag gehe ich nicht im Steakhaus essen.

Was ich in diesem besonderen Fall ganz besonders bedrückend finde ist, dass die Gründer mit Hassbotschaften und (Mord)Drohungen bombadiert wurden und sie letztendlich das Unternehmen aufgegeben haben.

Meine Herrschaften: Hier haben wir eine Hexenjagd der Moderne! Und das ist absolut nicht in Ordnung!

 

 

Die kulturelle Aneignung

 

Das nächste Thema bei dem ich so gerne alles richtig machen möchte und doch gefühlt nicht kann. Und auch das ist in meiner Bubble ganz groß! Darf ich als weißer Mensch Dreadlocks haben? Laut diversen Videos und Kommentaren offensichtlich nicht! Denn weil vor allem POC (People of Color) diese tragen und diskriminiert werden (Rassismus) und Probleme haben unter anderem auf Grund der Frisur (auch) – ich als weiße Person aber für diese Frisur dann gefeiert werde ist das irgenwie nicht okay.

Gut, ich gebs zu. Ich verstehe es nicht. Das hat doch nichts mit der Frisur zu tun sondern mit dem Menschen der diskriminiert, oder?!

Mich ganz persönlich betrifft es eher im Yoga Kontext, denn auch hier ist seit geraumer Zeit die Rede von kultureller Aneignung. Darf ich noch „Namasté“ sagen? Oder darf ich das nicht weil es „eigentlich“ nur zu höher gestellten Brahmanen (eine Art Priester) gesagt werden durfte. Und darf ich als weiße europäische Frau überhaupt Yoga praktizieren?

Ehrlich gesagt: Ich weiß es alles nicht!

Und ich verstehe es irgendwie auch nicht.

Für mich fühlt sich das alles so extrem nach Rückschritt an. Je mehr wir damit anfangen hier auf „rassenspezifische“ Trennung zu achten umso mehr wird es doch wieder zu Trennung und noch mehr Diskriminierung und Rassismus führen. Oder nicht?

Wer weiß es denn ob ich mich mit der Kultur viel und tief beschäftigt habe und aus Respekt diese Dinge tue? Darf der Chinese dann kein Dirndl mehr tragen? Dürfen nur noch Deutsche Sauerkraut essen?

 

Ich könnte jetzt noch beliebig lange hier weiterschreiben aber ich möchte eure Aufmerksamkeit nicht überstrapazieren.

 

Fakt ist für mich: Will ich mir diesen Schuh anziehen?

 

Nein, will ich nicht!

Ich bin nicht alle Frauen! Ich bin nicht alle Weißen! Ich bin nicht alle Deutschen! Ich bin nicht alle Yogalehrerinnen! Ich bin einfach nur ICH!

 

Deshalb sind diese Fragen  meiner Meinung nach alle nicht pauschal zu beantworten!

Natürlich sind Diskriminierung und Rassismus scheiße! Darüber brauchen wir nicht streiten!

Aber finden wirklich alle POC es scheiße wenn jemand mit heller Hautfarbe Dreads trägt? Wahrscheinlich nicht.

Finden alle Frauen es scheiße wenn ein Mann billige Witze macht? Wahrscheinlich nicht.

Sind alle Männer potentielle Vergewaltiger – einfach nur weil sie zufällig Männer sind? Wahrscheinlich nicht.

 

Versteht mich nicht falsch. Ich finde es extrem gut, dass all diese Themen zur Sprache kommen. Und doch MÜSSEN wir aufpassen, dass dadurch nicht noch mehr Trennung und noch mehr Vorurteile entstehen. Denn es ist eben immer alles eine ganz persönliche Entscheidung.

(Ich hatte eine Glatze auf Grund der Chemotherapie wegen Brustkrebs. Darf sich jetzt niemand mehr aus modischen Gründen die Haare abrasieren weil ich ich dann als Krebskranke auf den Schlips getreten fühle?)

 

Mich würde wahnsinnig interessieren wie du das siehst!

Denn, wie gesagt, mein Hauptinteresse ist es mich „richtig“ zu verhalten. Doch wer bestimmt hier eigentlich was richtig und was falsch ist?

 

Christine

 

Edit: Gerne auch den Wikipedia Eintrag lesen zu „kulturelle Aneignung“

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Über mich

Hi, ich bin Christine! Ich bin pragmatisch, ehrlich und gerade raus. Ich sage das, was gesagt werden muss und nehme dabei kein Blatt vor den Mund. Ich befinde mich auf einer Reise zwischen metastasiertem Brustkrebs, undogmatischem Yoga und bodenständiger Spiritualität. Als zertifizierte Yogalehrerin, Yoga & Krebs Trainerin, Gesundheitserzieherin, Pädagogin, Human Therapy Professional und Heilpraktikerin i.A. bin ich gerne an deiner Seite und begleite dich auf deinem Weg. Meine wichtigsten Werte: Authentizität, Nachhaltigkeit, Freude Life is for Living!

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