Oh WOW! What a Trip! Die letzten 4 Tage habe ich mit 14 anderen Frauen vom Flügelbruch e.V. in Irland verbracht inklusive Strip & Dip und jetzt sitze ich hier und kann es gar nicht fassen wie toll diese Zeit war. Um sie hoffentlich für immer festzuhalten möchte ich versuchen das alles in Worte zu fassen.
Aber fangen wir von vorne an.
Vor einigen Monaten las ich einen Post auf Facebook von Flügelbruch mit dem Aufruf bzw. der Einladung mit zum „Strip & Dip“ nach Irland zu kommen. Ich hatte keine Ahnung was das war und konnte nur herauslesen, dass man sich mit anderen Frauen (die alle irgendwie mit Krebs zu tun haben oder hatten) nackig macht und ins Meer geht. Und nachdem meine Metastasen Diagnose letztes Jahr mir sehr dramatisch gezeigt hat wie schnell alles vorbei sein kann dachte ich mir: Life is for living! Let´s do this!
Tag 1 – Die Reise beginnt
Nach wochenlanger Planung, viel Diskussion und Überlegungen (Wie bekommt man 15 Frauen zusammen unter? Wer traut sich dort mit dem Auto zu fahren im Linksverkehr? Zum Auto reservieren braucht man eine Kreditkarte von der Fahrerin, und vielem mehr) trafen wir uns also am Donnerstag nachmittag alle am Frankfurter Flughafen. Ich war sehr aufgeregt, immerhin fliege ich nicht oft und bin noch dazu extrem reisekrank.
Aber um es kurz zu machen: Es hat alles geklappt mit dem Flug und wir kamen sicher um kurz vor 17 Uhr (irische Ortszeit) in Dublin an. Jetzt noch Autos holen, im Supermarkt halten und die ersten Dinge kaufen und dann ab zum Air B`n`B nach Avoca. Chaos Ahoi! ^^
Alle in die Zimmer verteilen, ausräumen, einräumen und dann direkt wieder los nach Arklow um etwas zum Abendessen zu finden. Inzwischen war es schon 21 Uhr vorbei und die ersten beiden Pubs hatten 1.) keinen Platz für 15 Personen mehr und 2.) die Küche schon zu. Im dritten Laden, dem „Wok Star“, wurden wir aber fündig und herzlich und sehr lecker bedient. Kurz vor Mitternacht waren wir wieder im Haus zurück und sind nach kurzem Geplauder auch alle ziemlich k.o. ins Bett gefallen.
Flügelbruch e.V. – Krebs ist kein Tabu
Der Flügelbruch e.V. Krebs ist kein Tabu! wurde 2017 von Diana Witt mit anderen zusammen gegründet und hat seinen Sitz in Hanau. Sinn und Zweck des Vereins ist es einen positiven Austausch unter Krebspatient*innen zu ermöglichen. Außerdem organisiert der Verein immer wieder tolle Events (wie diese Reise nach Irland oder auch Ausflüge in den Holiday Park oder ähnliches) und verschenkt Gutscheine, Restaurantbesuche, Wellnessbehandlungen, Konzerttickets, etc. an (ehemalige) Krebspatient*innen und deren Angehörige im Rhein-Main-Gebiet.
Wer hier also etwas sponsoren möchte darf sich gerne direkt an den Verein wenden. Und wer selbst Krebspatient*in ist und aus dem Rhein-Main-Gebiet kommt (oder auch wer woanders herkommt, aber Vereinsmitglied ist) sollte am besten auch direkt auf der Internet- oder Facebook Seite schauen.
Tag 2 – der freie Freitag
Die erste Nacht habe ich ziemlich schlecht geschlafen. Das geht mir aber eigentlich immer so, wenn ich die erste Nacht woanders schlafe. Wie ist das bei dir?
Wir hatten für diesen Tag nichts geplant und haben nach dem gemeinsamen Frühstück entschieden nach Arklow zu fahren und uns das Städtchen etwas genauer anzuschauen. Wir hatten bestes Wetter und sind bei Sonnenschein ein bisschen rum geschlendert, waren im Second Hand Shop und haben Souvenirs und Postkarten gekauft, eine Kerze in der St. Mary´s & Peter´s Catholic Church angezündet und sind dann nachmittags nochmal an den Ennereilly Beach gefahren. Sooo schön! Abends waren wir im „The Old Ship Inn“ essen (sehr lecker) und mit ein bisschen Quatschen im Air B`n`B ging die Zeit irgendwie sehr schnell rum.
Tag 3 – DER Tag (Strip & Dip)
Da die meisten anderen offensichtlich Frühaufsteherinnen sind war ich auch ab 7.30 Uhr auf. Nach dem Frühstück und Sachen einpacken (was braucht man für den „Strip & Dip“? Und was braucht man dann danach??) ging es um 10 Uhr los zum Arklow Bay Conference Hotel um die Goodie Bags abzuholen (mit T-Shirt und Hut vom Strip& Dip, einem Fächer und einer Sonnenbrille). Dort war schon ziemlich HalliGalli, die Goodie Bag Ausgabe wurde allerdings an den Strand verlegt, wohin wir dann direkt weitergefahren sind.
Gegen 11.30 Uhr sind wir am Magheramore Beach in Wicklow angekommen. Einem Privatstrand, der extra dafür freigegeben wurde. Goodie Bags holen, Platz sichern und sich direkt von der Energie vor Ort mittragen lassen. Der ganze Platz war schon voll mit Frauengruppen in verschiedensten Verkleidungen. Von Wonderwomen bis Pinke Perücken. Ein Teil war schon nackt und hat sich mit den Schildern vor Ort fotografiert und es war insgesamt totale Festivalstimmung. Um 13 Uhr (glaube ich, ich hab nicht wirklich auf die Uhr geschaut) ging es dann los.
Spätestens jetzt mussten alle nackt sein (Tuch zum Umwickeln war erlaubt) und es ging gruppenweise runter an den Strand. Das hat sicher nochmal eine Stunde gedauert bis alle unten waren. Wir waren die Ersten, die runter durften und haben dann unten noch einige Fotos machen lassen von der offiziellen Fotografin (Handys sind am Strand verboten weil ja alle nackt sind – schade, dass sich manche trotzdem nicht dran gehalten haben!) und die Zeit ging schnell rum. Der Wettergott Herbert (Insider) war auf unserer Seite. Es war nämlich bewölkt und trotz 80%iger Regenwarscheinlichkeit blieb es trocken.
Tränen und Hoffnung
Dann liefen die Gründerinnen vor allen vorbei, was bei mir schon die ersten Tränen hat fließen lassen. Immerhin war der erste Strip & Dip 10 Jahre her und mit Krebs ist es keine Selbstverständlichkeit, dass man so viele Jahre später noch da ist.
Countdown runterzählen und dann sind alle gleichzeitig in die irische See gestürmt. Es war arschkalt und absolut überwältigend. So viele Frauen, die alle irgendwie mit Krebs zu tun haben oder hatten. So viel Lebendigkeit. Das Meer, das uns in eiskalten Wellen getragen hat. Ein unbeschreibliches Gefühl. Überhaupt kann ich diese Tage hier nur so runter erzählen, aber die Stimmung das Gefühl nicht in Worte fassen. 13 Minuten waren wir im 13 Grad kalten Wasser bevor die Life Guards uns wieder nach draußen geordert haben. Lachen, Weinen, sich in den Armen liegen, Fotos machen und irgendwann waren wir alle wieder oben und haben gepicknicked bis es anfing leicht zu regnen. Selbst der warme Sommerregen war wunderschön.
Danach waren wir im halbwegs nahegelegenen „Phil Healys Pub“ essen und am Abend waren die meisten von uns einfach nur kaputt aber sehr glücklich im Haus (manche waren nochmal am Strand).
Tag 4 – Dublin und Abreise
Kaum zu glauben, aber schon war es wieder vorbei und der Abreisetag da. Frühstücken, alles zusammen packen, das Haus besenrein machen und dann ging es kurz vor 10 Uhr los Richtung Dublin. Fahrtzeit: 1 Stunde, 15 Minuten. Wir haben im Christ Church Parkhaus geparkt und schon das war ein eigenes Erlebnis, denn die Einfahrt und das Parkhaus selbst war ziemlich eng und klein und ich bin froh, dass ich uns da ohne Macke reinfahren konnte (Danke an Gesa für die Einweisung!). ^^
In Dublin selbst hatten wir ca. 2,5 Stunden Zeit, also wie immer: Erst mal Chaos und Besprechung wer was wie und wo machen will und dann gings los in Richtung Hard Rock Café. Wir kamen zufällig am berühmten „Temple Bar“ Pub vorbei, wo wir kurzentschlossen für ein paar Guiness (8,95 Euro/Pint), Cola und Essen blieben und die Live Musik genossen haben. Danach ein Abstecher zur alten und bekannten „Halfpenny Bridge“ und dann zum Hard Rock Café. Wieder zurück zur Christ Church, die wir uns eigentlich anschauen wollten. 10,50 Euro Eintritt pro Person war uns aber dann doch zu viel, weil wir nur noch 20 Minuten Zeit hatten.
Um 15 Uhr musste das Auto zurück gegeben werden und dann ging es mit dem Shuttle Bus zum Airport. Check-In, Sicherheitskontrolle, spontanes „Trollys als Gepäck aufgeben weil das Flugzeug so extrem ausgebucht ist und der Platz sonst vielleicht nicht reicht“ & Co. und – zack – saßen wir auch schon wieder im Flieger.
Danke!
Mädels, es war eine absolut großartige, fantastische und überwältigende Zeit mit euch in Irland. 15 Frauen, 3 Autos, 1 Haus. Viel Chaos und trotzdem hat alles geklappt und es gab keinen Streit. Die meisten von uns kannten sich vorher überhaupt nicht, ich kannte gerade mal 3 (?) Frauen vorher und dann direkt in einem Bett zusammen schlafen (Danke Franziska! Ich hätte mir keine besser Zimmernachbarin und Beifahrerin wünschen können! Du bist toll!).
Ich hoffe sehr, dass wir das nächstes Jahr wieder machen. Ich hoffe aber auch, dass es nicht bis nächstes Jahr dauert bis wir uns wieder sehen!
Es wurde so viel gelacht, geredet und geweint. Themen, die man sonst mit niemanden so ehrlich und direkt besprechen kann. Ich kann euch nicht sagen wie dankbar und glücklich ich bin, dass ich dabei sein konnte.
Die Iren waren alle so unglaublich nett. In den Pubs wurden wir vom Servicepersonal angestrahlt, überall Regenbogenflaggen oder sogar Regenbogen Zebrastreifen #Pridemonth – sogar an der Christ Church in Dublin. Ich bin total begeistert und will ganz schnell wieder nach Irland!
Life is for living!
Strip & Dip
Das ist ein Event, das sich dieses Jahr zum 10. Mal gejährt hat. Nach ihrer eigenen Brustkrebs Diagnose hatte Deirdre Featherstone die Idee zu dieser Aktion. Sie ging mit Freundinnen gemeinsam nackt ins Meer um auf Krebs aufmerksam zu machen und gleichzeitig Spenden zu sammeln für Kinder mit Krebs. Inzwischen wurde über 1 Million Spenden gesammelt und das Geld geht an die Aoibheann’s Pink Tie Organisation, die Familien krebskranker Kinder unterstützt. Ganz aktuell wurde ein Leuchtturm in der Nähe der Kinderkrebs Klinik gekauft, damit die Eltern in der Nähe der Kinder sein können. 2018 gab es sogar einen Weltrekord als 2.500 Frauen zusammen kamen für den Strip & Dip.
Hier wurde auch über den Strip & Dip berichtet: