
Brustkrebs Update I
Brustkrebs Update 1 vom 11.12.2014
Ich möchte euch heute ein kleines Update geben über meine Brustkrebs-Geschichte. Erstmal vielen Dank für all eure Reaktionen, die vielen Postkarten, Blumen und die ganzen Nachrichten von so vielen Leuten. – Das hätte ich nie erwartet.
Jetzt denke ich: Wenn so viele Leute an dich denken, dann kann es nur gut werden!
Weil ich noch keine Kinder habe wurde mir aufgrund meines Alters empfohlen, mir vorsorglich Eizellen einfrieren zu lassen. Deshalb muss ich jetzt seit Anfang der Woche Hormonspritzen nehmen. Durch die Hormonbehandlung müssen jetzt erstmal möglichst viele Eizellen stimuliert werden, um dann entnommen werden zu können. Das ist jetzt eine Art Sicherheitsmaßnahme, weil durch die Chemo alle schnellwachsenden Zellen zerstört werden – also neben den Tumorzellen eben auch die Haarzellen und aber auch die Eizellen. Es kann dann sein, dass man später gar nicht mehr auf natürlichem Weg schwanger werden kann.
Das war erstmal ein riesen Act das alles abzuklären, weil mein Tumor hormonsensibel ist und deshalb die Frage im Raum stand, ob man diese Hormonbehandlung überhaupt machen kann. Aber das war jetzt alles okay.
Jetzt muss ich mir also jeden Tag selbst Spritzen geben, um das alles zu stimulieren.
Morgen komme ich ins Krankenhaus. Mir wird der Wächterlymphknoten rausoperiert und dann auch direkt untersucht, weil der auch etwas auffällig aussah. Im besten Fall müssen aber nicht mehr Lymphknoten entnommen werden.
Ansonsten wurde ich ja auch schon durchgecheckt mit MRT, Knochenszintigram und Ultraschall und da war sonst auch alles in Ordnung, sprich: Der Krebs hat nicht gestreut.
Morgen kommt also der Wächterlymphknoten raus und ich bekomme gleichzeitig links oben einen Port rein. Das ist eine Art Zugang, worüber dann später auch die Chemo reingegeben werden kann und man scheinbar auch Blut abnehmen kann. Der Port wird dann angestochen. Da kann dann die Nadel rein, damit das nicht immer über die Vene gemacht werden muss.
Da bin ich dann schon ganz froh, denn ich bin ein mega Spritzen-Schisser und heule da immer rum wie ein kleines Kind.
Hilfe gegen die Spritzen Angst
Ich habe mir jetzt erstmal eine Betäubungssalbe (Emla) dafür in der Apotheke geholt und drauf gemacht – das ging jetzt schon ganz gut.
Und ich habe mich bei der Heilpraktikerin behandeln lassen wegen meiner Spritzenangst und hoffe, dass das grundsätzlich etwas besser wird. Das ist wirklich schlimm bei mir und immer, wenn ich im Auto saß und wusste, dass ich gleich Blut abgenommen bekomme, hätte ich schon direkt heulen können. Die Behandlung hat tatsächlich schon geholfen.
Heute musste ich im Krankenhaus schon Blut abnehmen lassen für die OP morgen und gestern im Kinderwunschzentrum auch und es war echt nicht schlimm. Ich hatte diesmal auch Glück und hatte Leute, die das konnten. Klar, es hat ein bisschen gepiekt, aber es war echt ok und ich musste nicht heulen.
Jetzt heißt es morgen früh ins Krankenhaus, schon ganz früh um 7 Uhr – nüchtern. Dann drauf warten, dass der OP sich irgendwann bei mir meldet und sagt, dass es soweit ist. Dann kriege ich so ein schönes Kittelchen und hoffentlich einen guten Beruhigungssaft und dann geht´s in den OP. Und dann ist alles schnell rum und gut und dann bin ich auch einfach froh, wenn es jetzt los geht.
So viele Entscheidungen
Die letzten zwei, drei Wochen waren so stressig! Ich hing dauernd nur am Telefon und habe hin und her telefoniert, war dauernd in irgendwelchen Kliniken und Praxen und beim Arzt, musste dauernd irgendwas klären und untersuchen lassen und Entscheidungen treffen. Das war echt nervenaufreibend!
Ich bin jetzt ganz froh, wenn es los geht und ich die nächsten 2, 3 Tage Urlaub im Krankenhaus machen kann, ich nichts mehr entscheiden muss und einfach meine Ruhe habe.
Jetzt ist es soweit durch, alles ist geklärt und es geht los. Das heißt, ich werde wohl die nächsten Tage im Krankenhaus sein und muss dann diese Hormonbehandlung noch so lange machen bis genug Eizellen da sind und entnommen werden können (ich denke so in 2-3 Wochen ungefähr) und dann kann es ja ziemlich direkt mit der Chemo losgehen, weil alles schon vorbereitet ist.
Ich habe den Port schon, war schon in der Praxis zum Vorstellen und Kennenlernen, wo ich die Chemo machen möchte (ich möchte das Ambulant machen) und dann ist in einem halben Jahr alles rum!
Jetzt habe ich mir auf Amazon schon so eine lila-pastellige Perücke bestellt, da hatte ich vorhin ja schon mal ein Foto gepostet bei Facebook. Das finde ich jetzt auch ganz cool und ich habe mir vorgenommen ganz viele bunte Perücken zu kaufen und dann laufe ich halt jeden Tag mit einer anderen Frisur rum. Oder dann demnächst mit Glatze.
Deshalb sehen meine Haare jetzt überhaupt so aus wie sie aussehen, mit Ansatz und so, weil ich mir denke, dass es sich ja gar nicht mehr lohnt sie zu färben. Die fallen ja eh demnächst aus.
So ist das – es geht los!
An der Stelle nochmal Danke für all eure positiven Gedanken! Ich melde mich wieder und gebe euch Updates zwischendurch. Ich hoffe einfach, dass alles gut läuft und ich ganz normal weitermachen kann.
Bis dann, tschüss!
Hintergrund Info zur Kinderwunschbehandlung:
Es gab zu dem Zeitpunkt zwei Möglichkeiten der Kinderwunschbehandlung:
- Eizellen entnehmen lassen und einfrieren
- Eierstockgewebe entnehmen lassen und einfrieren
Wir haben uns für die erste Variante entschieden, weil das zu dem damaligen Zeitpunkt einfach auch die gängige Variante und diese gut erforscht war. Das ist allerdings ziemlich teuer und musste komplett selbst bezahlt werden.
Die ganze Behandlung (Hormonspritzen, verschiedene Medikamente, wöchentlich Blut abnehmen lassen und dann die Eizellenentnahme an sich) hat ungefähr 5.000 Euro gekostet. Seitdem bezahle ich alle 6 Monate noch ca. 150 Euro Lagerungsgebühr.
Wir haben unbefruchtete und befruchtete Eizellen einfrieren lassen.
Wesentlich günstiger ist die Eierstockentnahme, allerdings war das damals noch eine relativ neue Methode und wird erst seit 2004 überhaupt gemacht. Zum damaligen Zeitpunkt gab es mit dieser Variante noch keine 100 Geburten weltweit, weshalb ich mich dann für die gefühlt sicherere Möglichkeit entschieden hatte.
Mehr Infos dazu findet man auch hier: https://fertiprotekt.com/kryokonservierung-von-ovargewebe
Aktuell sind fast 5 Jahre vergangen (Stand: März 2020) und ich bin nach wie vor kinderlos. Ich war jetzt für gut 5 Jahre in der Antihormontherapie und habe diese gerade erst beendet bzw. pausiert. Es wird sich jetzt in den nächsten Monaten erst zeigen, ob sich mein Körper wieder normalisiert und dann ist natürlich der Wunsch erstmal auf natürliche Art und Weise schwanger zu werden. Sollte das nicht klappen, können wir auf die eingefrorenen Eizellen zurückgreifen.
Deshalb kann ich jetzt noch nicht sagen, wie sicher das alles war.
Allerdings war mir diese gefühlte Sicherheit damals sehr wichtig. Denn wenn es im Laufe des Jahres heißen würde „Hätten Sie das damals mal gemacht, wäre die Schwangerschaft heute kein Problem!“ wäre das für mich sicher nicht nur frustrierend, sondern auch sehr traurig. Deshalb wollte ich diese Möglichkeit einfach nutzen.
Allerdings ist es natürlich auch ziemlich schwierig, wenn man das alles selbst zahlen muss.
Dies soll sich ja glücklicherweise ändern und es ist seit 2019 in der Diskussion, dass die Krankenkassen zukünftig diese vorsorgliche Kinderwunschbehandlung übernehmen. Das wäre definitiv wünschenswert, denn wenn man eine Krebsdiagnose bekommt, hat man so oder so ziemlich viele weitreichende Entscheidungen zu treffen. Es wäre schön, wenn wenigstens der Kinderwunsch soweit unterstützt werden würde!
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